Konzept Malraum/Malatelier


"Das pädagogische Konzept vom Malraum/Malatelier besticht durch seine Klarheit und bietet eine grosse Chance, der zunehmenden Heterogenität im bildnerischen Ausdruck zeitgemäss zu begegnen."  Elisabeth Walder

PädagogInnen und WissenschaftlerInnen stellen zunehmend fest, dass durch die mediatisierte Spielwelt und Freizeitbeschäftigung vielen Kindern die Grundbausteine für ihren bildnerischen Ausdruck fehlen. Dies führt zu Mutlosigkeit, Beschämung, Lustlosigkeit und einer Verarmung der Bilder im Kunstunterricht. Vielleicht kennen Sie das?

Die kindlichen Bildungsprozesse verstehen wir als Selbstbildungsprozesse. Mit der Einrichtung eines Malraums/Malateliers können wir den bildnerischen Schwierigkeiten entgegenwirken. Das Malen in diesem speziellen Raum geht aber noch darüber hinaus, denn es wirkt sich nachhaltig auf den gesamten Menschen und seine Persönlichkeitsentwicklung aus. Fähigkeiten und Fertigkeiten werden entwickelt, geübt und bleiben somit jedem einzelnen auch in seinem Erwachsenenleben erhalten.

 

Pädagogische Einflüsse

Viele Pädagogen haben das Konzept vom Malraum beeinflusst. Die Basis bildet die Reformpädagogik des Österreichers Franz Cicek, der in den 1920er Jahren der Urvater eines neuen Denkens über die künstlerische Betätigung von Kindern war. Gelernt hat Maria Monessori von ihm und Ihr Spruch: "Hilf mir, es selbst zu tun" findet sich in den Malraum-Prinzipien wieder. Die Malraum Materialien und der Raum verfügen wie bei Montessori über eine „äußere Ordnung“, sind also übersichtlich angeordnet und werden aufgeräumt aufbewahrt. Dies dient dem Kind als Orientierung und sollte auch zu einer inneren Ordnung führen. Alle Materialien und Gebrauchsgegenstände sind von hoher Qualität. Das Kind soll sich dadurch in seinen Bedürfnissen respektiert fühlen und selbst Wertschätzung für die Dinge und seine Umgebung erlernen.

Die Pädagogin Emmi Pikler mit ihrem Credo „Lass mir Zeit“ steht für die Entwicklung im eigenen Tempo. Denn auch bei ihr gilt: 'Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn seine vielfältigen Kompetenzen erkannt und respektiert werden.'Ebenso wird dies in Friedrich Fröbels „Pädagogik des Wachsenlassens“ widergespiegelt. Denn jedes Kind hat individuelle Begabungen, Fähigkeiten und Potenziale. So wie in der Fröbel Pädagogik, geht es auch im Malraum darum, dem Kind die Möglichkeit zu geben, diese Begabungen, Fähigkeiten und Potenziale zu entdecken und weiterzuentwickeln. Die erwachsene Person begleitet das Kind dabei. Nach Fröbel entwickelt sich das Kind durch das Spiel und die Bewegung und auch im Malraum geht man von einer spielerischen Herangehensweise beim Malen aus, verknüpft mit der Bewegung zwischen Wand und Palette. Das Bildungsverständnis aus dem Early Excellence-Ansatz, der Kinder als stetig lernende, als Entdecker, als neugierige kleine 'Wissenschaftler' betrachtet wird im Malraum tagtäglich beobachtet.

Das theoretische Hintergrundwissen von der Malraum-Leiterin baut auf den Forschungen von F. Cicek, T. Lukens, R. Kellogg, G. Kerschensteiner und A. Stern auf. Auch im Schema-Play Ansatz des Entwicklungspsychologen Jean Piaget finden wir Korrelationen zum Malraum-Konzept.

 

Unser Bild vom Kind

Wir sehen jedes Kind als eigenständige Persönlichkeit, das sich durch das Spiel seine Welt erobert, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt und somit aktive Erfahrungen beim Malen macht. Dieses Kind braucht im Malraum keine Belehrungen sondern Beziehung, liebevolle Begleitung und einen sicheren und anregenden Raum zum Mal-Spielen, Lernen und für seine Entwicklung.

Das Kind und seine Bedürfnisse sind in der Malraum-Pädagogik im Mittelpunkt, und nicht das, was wir Erwachsene denken.

 

 

Was ist der Malraum/das Malatelier?

Der Malraum ist ein fensterloser, schlichter und geschützter Raum mit einer speziellen Farbpalette, hochwertigen Pinseln und ganz klaren Regeln. Hier dürfen nur  ausgebildete Malraum-PädagogInnen die Gruppe leiten. Die PädagogInnen verfügen über ein fundiertes praktisches Wissen, was die Vor- und Nachbereitung der Stunden und des Materials betrifft. Sie wissen, wie man eine Gruppe einführt, beherrschen das Leiten der Gruppe und vermitteln die speziellen Regeln. Ganz wichtig sind die theoretischen Kenntnisse der Bildentwicklung sowie die Raumentwicklung auf dem Bild. Die spezielle pädagogische Haltung bewirkt, dass jeder Malende sich sowohl bildlich als auch persönlich individuell entfalten kann. Besteht Unkenntnis über all diese Punkte, kann die ganze Gruppe ins Schwanken kommen, das Material unsachgemäß behandelt und weitere chaotische Verhältnisse entstehen. Um alldem entgegenzuwirken bieten wir unsere Ausbildung als Malraum-PädagogIn/Malatelier-LeiterIn an. Hier erfahren die PädagogInnen auch den Transfer in die Bildungspläne und in den Schulalltag.

 

Was ist das Besondere am Malraum/Malatelier-Konzept?

Bei diesem pädagogischen Konzept laufen folgende wichtige Punkte wie Zahnräder reibungslos ineinander: der Raum, die Leitung, die Malenden, die Regeln, der Umgang mit den Bildern. Im Malraum können wir der Verarmung der Kinderbilder entgegenwirken. Es entsteht oft eine Begeisterung, die durch die ausgebildeten Malraum-PädagogInnen über viele Bilder aufrecht erhalten werden kann. Durch diese Begeisterung erleben die Malenden nicht nur auf dem Blatt, sondern auch fast körperlich die Bilder. Viele Kinder -und besonders die Jungen- sprühen vor Enthusiasmus und Lebendigkeit. Dadurch, dass keine Themen vorgegeben werden, kann sich die Zeichenentwicklung im individuell richtigen Tempo und in ihrer natürlichen Reihenfolge entfalten. Somit entsteht kein Frust, sondern jeder Entwicklungsschritt kann so lange 'ermalt' und 'erspielt' werden, bis der Malende reif für den nächsten Schritt ist. Dann können sich all die positiven kreativitäts- und persönlichkeitsfördernden Kompetenzen entfalten.

Welche das sind, erfahren Sie bei unserer Ausbildung.

 

Was ist die Rolle der Malraum-PädagogIn?

 

Der Malraum-Pädagoge/Die Malraum-Pädagogin beobachtet, 'bedient' und begleitet jedes einzelne Kind der Malgruppe. Er/sie stellt dem Kind das zur Verfügung, was es zum optimalen Malprozess benötigt. Er/Sie sorgt für ein gutes Gleichgewicht zwischen kindlicher Selbstbestimmung auf dem Blatt und notwendigen Grenzen und Strukturen im Raum und im Miteinander. ER/Sie tritt nicht vorschreibend und reglementierend dem Kind gegenüber auf.

 

 

Wo kann ein Malraum/Malatelier eingerichtet werden?

Ein Malraum/Malatelier kann in Kitas und Schulen, in Mehrgenerationenhäusern, Familienzentren, Gemeinschaftsunterkünften, Jugendhäusern, Quartierszentren, aber auch in privaten Räumen seinen Platz finden. Ideal bietet sich der Malraum dort an, wo mit altersgemischten Gruppen gemalt werden kann. Auch für mobile Malräume in Einrichtungen haben wir viele Beispiele zu bieten. Ein privater Malraum kann, je nach Lage, sehr gut Kooperationen mit Kitas und Schulen anbieten.

Wie das geht und wie man an Einrichtungen andockt, wie man Info-, Elternabende etc. gestaltet, erfahren Sie bei unserer Ausbildung.

 

Warum ein Maraum/Malatelier in der Kita/Schule?

Mit der Arbeitsweise im geführten Malatelier kann man den großen unterschiedlichen zeichnerischen Fähigkeiten der Kinder gerecht werden, was im Schulalltag meist ein Problem darstellt. Sie ermöglicht allen Malenden, ihre individuellen bildnerischen Ausdrucke zu entwickeln und die Malfreude zu erhalten. Der Malraum/Malatelier ist ein Ort der Ruhe und der Konzentration, da meist mit Halbklassen gemalt wird. Die Herausforderung ohne Belehrung, ohne Themenvorgabe und ohne Bewertung, ganz aus sich heraus seine eigenen Bilder entstehen zu lassen und sie zu differenzieren, ist vorerst ungewohnt für die Kinder. Es ist allerdings bewiesen, dass dies sowohl die zeichnerischen und bildnerischen Fertigkeiten als auch die Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen wie auch die Sozialkompetenz fördert.

In einer hektischen Lebenswelt voller Medien wird es immer bedeutender, den Kindern ein Angebot mit Kontinuität für ihre gestalterische Erlebnisfähigkeit bereitzustellen. Das Vertrauen in die eigene Kraft macht stark und zugleich tolerant.

KONTAKT SCHWEIZ: 

Elisabeth Walder

MAIL: info(at-Zeichen)malraumbaden.ch

WWW.malraumbaden.ch

ADRESSE:

Malraum Baden

Malatelier
Haselstrasse 33
CH-5400 Baden

KONTAKT DEUTSCHLAND: 

Yvonne Rebmann

MAIL: kompetenzzentrum-malraum(at-Zeichen)gmx.de

WWW.malraum-rodgau.de

TELEFON: 06106 66 99 65 0

ADRESSE:

Malraum-Rodgau

Untere Marktstr. 1

D-63110 Rodgau